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Leymah Gbowee (Pray the Devil Back to Hell)

Leymah Gbowee wurde 1972 in Monrovia (Liberia) geboren. Als sie 17 Jahre alt war, begann der Bürgerkrieg zwischen dem liberianischen Diktator Charles Taylor und den aufständischen Warlords. In dem Bewusstsein, dass die Einwohner Liberias, besonders die Frauen, dem irrsinnigen Bürgerkrieg ein Ende setzen müssten, begründete Leymah mit anderen Frauen das „Woman in Peacebuilding Network“ (WIPNET) und wurde aufgrund ihres Führungs- und Organisationstalents bald zu dessen Leiterin. Aus einer Vereinigung christlicher und muslimischer Frauen entstand die „Liberian Mass Action for Peace“.

Unter Leymahs Führung erzwang die Gruppe ein Treffen mit Taylor und nahm ihm das Versprechen ab, mit den Warlords in Ghana Friedensgespräche aufzunehmen. Darauf ließ sich schließlich der Diktator, der heute für seine Kriegsverbrechen vor dem Internationalen Gerichtshof von Den Haag steht, endlich ein. Leymah führte daraufhin eine Delegation liberianischer Frauen nach Ghana, um während des Friedensprozesses weiterhin Druck auf die kriegführenden Parteien auszuüben. Dazu gehörte auch, durch ein Sit-In die gegnerischen Parteien im Verhandlungsraum einzusperren „bis Frieden geschlossen ist. Sie sollen nicht essen und trinken können, und so einen Tag lang auch nur ein wenig von dem erfahren, was unsere Bevölkerung seit 17 Jahren erleidet!“ so Leymah in den aufwühlenden Szenen der Auseinandersetzungen mit den Warlords .

Ein Friedensabkommen wurde unterzeichnet und eine Übergangsregierung eingesetzt. Die Frauen begannen sich militant für die Einhaltung des Friedensabkommens, demokratische Wahlen und für die erste weibliche Präsidentin in Afrika, Ellen Johnson-Sirleaf, einzusetzen – mit Erfolg. Durch den Krieg vom Studium abgehalten begann Leymah als Sozialarbeiterin mit traumatisierten Kindersoldaten aus Taylors Armee zu arbeiten. Im Jahr 2006 gründete Leymah das „Women in Peace and Security Network Africa“ (WIPSEN-Africa) , eine pan-afrikanische Friedens-Organisation von Frauen mit Sitz in Ghana, deren Geschäftsführerin sie seither ist. Für ihr außerordentliches Engagement wurde Leymah Gbowee u.a. von der Harvard University und dem White House Project geehrt. Leymah Gbowee ist die Heldin des Dokumentarfilms “Pray the Devil Back to Hell” (2008).

Leymahs Ausblick auf die nächsten Jahre: Ich weiß, nachdem die Präsidentschaft von Mrs. Johnson-Sirleaf vorüber ist, dann wird der Krieg zwischen Männern und Frauen beginnen. Die Männer haben eingesehen, dass sie versagt haben, dass sie die Frauen und Kinder Liberias nicht geschützt haben. So haben sie uns Frauen mit der Wahl der Präsidentin eine Chance für 6 Jahre gegeben. Aber heute sagen Männer zu mir: „Frau Gbowee, Sie haben gute Arbeit geleistet. So können wir in 6 Jahren die Macht wieder übernehmen, denn wir haben Ihnen ja Ihre Chance gegeben.“

Deshalb kämpfe ich dafür, dass in unseren Wahlgesetzen die Benachteiligung der Frauen in der politischen Arena ausgeglichen wird, dass zum Ende von Frau Sirleafs Präsidentschaft gleiche Rechte für Frauen, wofür wir so lange gekämpft haben, Schwarz auf Weiß in Gesetze gegossen sind und dass junge Frauen und Mädchen verstehen, dass politische Führung nicht ein Privileg der Männer ist, dass ihnen nicht zusteht, sondern ein Anrecht, das sie haben!

Die Teilnahme von Leymah Gbowee am Festival FrauenWelten wird ermöglicht durch die Initiative "Aktion Afrika" des Auswärtigen Amtes (Gefördert aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages).

 

Hana Makhmalbaf (Green Days)

Hana Makhmalbaf wurde 1988 in Teheran im Iran als jüngste Tochter des berühmten Regisseurs Mohsen Makhmalbaf geboren. Im Alter von sieben Jahren spielte sie in „A Moment Of Innocence“, einem Film ihres Vaters, mit. Im selben Jahr verließ sie die Schule, um mit ihrer älteren Schwester an der von ihrem Vater eigens für die Familie und Bekannte gegründeten „Makhmalbaf Film School“ zu studieren. Sie wirkte als Teil ihrer Ausbildung bei der Produktion von Filmen des „Makhmalbaf Film House“ als Regieassistentin, Kamerafrau, Regisseurin, Skript Superviser und Fotografin mit. Im Alter von acht Jahren drehte sie mit der Handkamera ihren ersten Kurzfilm „The Day My Aunt Was Ill“ (1997), womit sie auf dem Locarno Filmfestival als jüngste Filmemacherin aller Zeiten internationale Aufmerksamkeit erregte.
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Mit 14 Jahren dokumentierte sie in Afghanistan den Dreh von Samiras Film „At Five in the Afternoon“. Das Ergebnis war ihr Debüt-Film „Joy of Madness“ (2003), der auf dem Filmfestival in Venedig uraufgeführt und preisgekrönt wurde. Im selben Jahr veröffentlichte sie auch den Gedichtband „Visa for One Moment“. Mit 18 Jahren drehte sie dann ihren ersten Spielfilm „Buddha Collapsed Out Of Shame“ in Afghanistan. Der Film erregte Aufsehen auf der ganzen Welt und gewann viele international angesehene Nominierungen und Filmpreise, u.a. den Gläsernen Bären und den Peace Film Award auf der Berlinale 2008 und je zwei Preise beim Sundance und San Sebastian Filmfestival.

Heute engagiert sich Hana für die demokratische Bewegung im Iran. In diesem Zusammenhang entstand ihr neuster, politisch höchst brisanter Film „Green Days“, den sie auch produzierte und der sie zwang, ins Exil zu gehen. In ihm verlegte Hana Spielfilmszenen in die aufgewühlten Straßen von Teheran während der Wahl-Unruhen im Juni 2009. Der Film wurde überraschend auf dem Filmfestival von Venedig im September 2009 gezeigt und erhielt dort den „Bravery Award“. Danach wurde er auf den wichtigen Festivals von Toronto und San Sebastian gezeigt.

Filmographie (Auswahl):
The Day My Aunt Was Ill (Regie/Drehbuch, Kurzfilm 1997)
Joy of Madness (Regie/Kamera, Dokumentarfilm 2003)
Buddha Collapsed Out of Shame (Regie, Spielfilm 2007, FrauenWelten 2008)
Samira & Non Professional Actors (Regie/Kamera, Dokumentarfilm 2008, FrauenWelten 2008)
Green Days (Regie/Drehbuch, Dokumentarfilm 2009)

 

Sylvie Banuls (Adalil- Herrin der Zelte)

Sylvie Banuls, 1955 in Lyon (Frankreich) geboren, schloss die Schule mit dem deutsch-französischen Abitur ab und studierte danach Germanistik, Ethnologie und Kunstgeschichte. Sie war zunächst als Journalistin tätig und 1986 Mitbegründerin von „Association A.M.Stop 14.29“ zur Entwicklung von Videokunstinstallationen. Ab 1988 war sie an diversen Filmprojekten als Regie- und Produktionsassistentin beteiligt und entwickelte eigene Filme. Seit 1990 lebt Sylvie Banuls in München und dreht Dokumentarfilme.

Filmographie (Auswahl):
Adalil, die Herrin der Zelte (Regie, Dokumentarfilm 1990)
Freiheit, Gleichheit, Mütterlichkeit (Regie, Dokumentarfilm 1996)
Sexy Feinripp – Vom Liebestöter zum Kultobjekt (Drehbuch/Regie, Dokumentarfilm 2001, nominiert für den Adolf Grimme Preis 2002)
Paschas Erben (Regie, Dokumentarfilm 2001)
Liebe dich... (Regie, Dokumentarfilm 2003)
Hchouma – Schande (Regie, Dokumentarfilm 2006)
Gefesselte Worte (Regie, Dokumentarfilm 2007)

 

Monika von Behr (Die Frauen von Juchitán)

Monika von Behr, geboren 1946 in Überlingen, war nach ihrem Studium der Germanistik und Kunstgeschichte und ihrer Promotion zunächst redaktionell bei der Tagesschau in Bonn und beim WDR Jugendprogramm tätig. Danach lehrte sie als Dozentin für Medienanalyse, Filmgeschichte und praktische Medienarbeit an verschiedenen Universitäten und Fachhochschulen. Seit vielen Jahren arbeitet sie weltweit als Autorin, Regisseurin und Produzentin für ZDF, ARTE, NDR und WDR.
Für „Die Frauen von Juchitan“ reiste sie 1992 als Teammitglied einer Forschungsreise der Ethnologin und Soziologin Veronika Bennholdt-Thomsen nach Juchitan, einer Handelsstadt im Süden Mexikos, in der die matriarchalen „Juchitecas“ aus dem Volke der Zapotecas insbesondere eine wirtschaftliche Vormachtstellung einnehmen.

Filmographie (Auswahl):
Die Frauen von Juchitán (Regie, Dokumentarfilm 1993)
Sweet Tweed - Rauer Stoff für feine Leute (Regie/Drehbuch, Dokumentarfilm 2005)
Zhao & Yang - Die Unbeirrbaren (Regie/Drehbuch/Produktion, Dokumentarfilm 2007)
Berberteppiche - Geknüpfte Zauberzeichen (Regie/Drehbuch, Dokumentarfilm 2008)

 

Sigrid Dethloff (Hibos Lied)

Sigrid Dethloff arbeitete nach Lehramtsstudium und –Referendariat zunächst als Print- ,später vorwiegend als Hörfunk- und Fernsehjournalistin bis sie 2001 zusammen mit Renate Bernhard die CouRage-Filmproduktion gründete, die sich mit Menschen- und Frauenrechten befasst. Die Grundlage hierfür bildete eine Äthiopienreise, die beide 1998 unternahmen und auf der sie zum ersten Mal mit der Genitalverstümmelung von Frauen und Mädchen konfrontiert wurden. Gemeinsam produzierten sie Dokumentationen, die mit mehreren Preisen prämiert wurden, u.a. mit dem „Eine-Welt-Filmpreis NRW 2002“ oder auch für den „Prix Europa“ der Europäischen Union nominiert wurden. Seit 2007 beschäftigt sich Sigrid Dethloff intensiv mit dem Schicksal unbegleiteter, minderjähriger Flüchtlinge in Deutschland und in Europa in ihrer Filmarbeit.

Filmauswahl:
Narben, die keiner sieht (Co-Regie/ -Drehbuch/ -Produkt. Dokumentarfilm 2001)
Zur Ehe gezwungen (Co-Regie/ -Drehbuch/ -Produkt. Dokumentation 2005)
Iss Zucker und sprich süß (Co-Regie/ -Drehbuch/ -Produkt. Dokumentarfilm 2005)
Hibos Lied (Co-Regie/ -Drehbuch/ -Produkt. Dokumentarfilm 2007)
Auch ich bin Deutschland (Regie/ Drehbuch/ Produktion Dokumentarfilm 2008)
Blutdiamanten (Regie/ Drehbuch/ Produktion Dokumentarfilm 2009)

 

Anette Limam (Kurzvortrag Matriarchat)

Anette Limam wurde 1948 geboren. Lange Zeit ging sie ihrer Tätigkeit als Sonder- und Integrationspädagogin nach, bis sie 2006 Referentin für Matriarchatsforschung an der Akademie HAGIA wurde. Diese wurde 1986 von Dr. Heide Göttner-Abendroth gegründet und befasst sich mit der Erforschung matriarchaler Gesellschaften und Kulturen der Vergangenheit und Gegenwart.

 

Ingeborg Muff-Bongers (Dia-Vortrag Mosuo)

Ingeborg Muff-Bongers, 1954 geboren, war Augenoptikerin bis sie 1984 gemeinsam mit ihrem Mann ein ehemaliges Kalkwerk kaufte, es renovierte und nun als Selbstversorger dort lebt. Seit 1992 veranstalten sie im “Kalkwerk” u.a. Seminare, Workshops und Konzerte zu einer Vielzahl von Themen, besonders zu Globalisierungskritik, Ethnologie, Archäologie, Mythologie und kritischer Matriarchatsforschung. Im Vordergrund steht die kritische Analyse unserer Gesellschaft, deren geschichtliche Wurzeln und die Suche nach Alternativen. Im „Kalkwerk“ gründeten sie auch die Arbeitsgruppe „Globalisierungswahn“ und arbeiten seit 2004 mit attac zusammen.
1993 begleitete Ingeborg die Matriarchatsforscherin Heide Göttner-Abendroth auf ihrer Forschungsreise nach Südchina zu den Mosuo und gehört damit zu den ersten westlichen Besuchern dieser matriarchal lebenden Volksgruppe. Seit damals beschäftigt sich Ingeborg Muff-Bongers mit Matriarchatsforschung und hält Vorträge über ihre Reise.

 

Helga Reidemeister (Mein Herz sieht die Welt schwarz)

Helga Reidemeister, 1940 in Halle/Saale geboren, studierte freie Malerei. Sie arbeitete als Restauratorin bis sie, durch die Studentenbewegung der 60-er Jahre politisiert, 1966 in Berlin in den Sozialistischen Deutschen Studentenbund (SDS) eintrat, wo sie Wegbegleiterin von Rudi Dutschke wurde. Ab 1968 war sie als Sozialarbeiterin im Berliner „Märkischen Viertel“ tätig. Dort inspiriert wollte sie die beunruhigende Wirklichkeit filmen und darstellen. Seit 1971 dreht die Altmeisterin Dokumentarfilme, die mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet wurden, darunter dem Peace Film Award der Berlinale, dem Deutschen Filmpreis, und dem Cinéma du Réel Award. Des weiteren lehrt sie bis heute als Dozentin u.a. an der Filmakademie Ludwigsburg.
Ihr vorletzter Film, "Texas-Kabul", entstand kurz nach dem 11. September 2001. Sie wollte unbedingt etwas gegen die drohende Kriegsgefahr unternehmen. Deshalb reiste Helga Reidemeister in verschiedene Länder und sprach dort mit Frauen, die sich gegen Rassismus, Nationalismus und Krieg engagieren. Es entstand ein Film mit vier Episoden aus Indien, Serbien, Texas und Afghanistan. Besonders Kabul hatte es ihr angetan, weshalb es nicht verwunderlich ist, dass ihr neuester Film „Mein Herz ist schwarz – eine Liebe in Kabul“ sie wieder dorthin zurück führte...

Filmographie (Auswahl):
Der gekaufte Traum (Regie, Dokumentarfilm 1977)
Von wegen Schicksal (Regie/Drehbuch, Dokumentarfilm 1979)
Karola Bloch – Dann nimmt die Frau die Geschicke selbst in die Hand (Regie/Drehbuch, Dokumentarfilm 1982)
Mit starrem Blick aufs Geld (Regie, Dokumentarfilm, 1983)
Aufrecht gehen. Rudi Dutschke – Spuren (Regie, Dokumentarfilm 1988)
Rodina heißt Heimat (Regie/Drehbuch, Dokumentarfilm 1992)
Gotteszell – ein Frauengefängnis (Regie, Dokumentarfilm 2001)
Texas Kabul (Regie/Drehbuch/Produktion, Dokumentarfilm 2004)
Mein Herz sieht die Welt schwarz (Regie/Drehbuch, Dokumentarfilm 2009)

 


Gertraud Schwarz (Weiberleut)

Nach der Ausbildung zur Fotografin am Kolleg für Fotografie absolvierte Gertraud Schwarz das Studium der visuellen Mediengestaltung an der Universität für angewandte Kunst. Dort entstanden vor allem Kurzvideos, Videoinstallationen und interaktive Installationen. Derzeit arbeitet sie freiberuflich als Künstlerin, Mediendesignerin und Filmemacherin. Mit der Arbeit an Dokumentarfilmen beschäftigt sie sich seit 2002.

Filmographie:
Borinboresi (Regie/Kamera, Dokumentarfilm 2003)
Weiberleut (Regie/Drehbuch/Kamera, Dokumentarfilm 2009)

 

Carolina Vera (Schutzlos)

Carolina Vera, 1973 in Valparaíso (Chile) geboren, wanderte im Alter von 10 Jahren gemeinsam mit ihrer Mutter nach Berlin aus und lernte in kürzester Zeit die deutsche Sprache. Die Hochschulreife absolvierte sie bei ihrem Vater in Chile und begann danach an der „Universität der Künste“ (UdK) in Berlin zu studieren. Kurze Zeit später wurde die junge Studentin für das Fernsehen entdeckt. Bis heute folgten viele Rollen in Serien und Filmen im deutschen Fernsehen. 2004 wurde sie mit der Sitcom „Bewegte Männer“ für den Deutschen Fernsehpreis nominiert. In „Schutzlos“ (2009) spielt sie die illegale Einwanderin Maria, die mit den Schwierigkeiten eines Lebens ohne Papiere zurechtkommen muss. Die Frau, auf deren Leben der Film beruht, ist gezwungen, anonym zu bleiben, doch durch die intensive Vorbereitung auf die Rolle und ein Treffen mit ihr ist Carolina Vera in der Lage, dem Tübinger Publikum mehr Hintergrundinformationen zu dieser spannenden Geschichte zu geben.

Filmographie (Auswahl):
Wolffs Revier (Susi, TV-Serie 1998)
Bewegte Männer (Dorothea Zöllner, TV-Serie 2003-2005)
SOKO Köln (Ulrike Matthies, TV-Serie 2005)
Das Parfum - Die Geschichte eines Mörders (Neapolitanerin, Spielfilm 2006)
Tatort (Staatsanwältin Emilia Álvarez, TV-Serie 2009)
Schutzlos (Maria, Spielfilm 2009)