Festivalimpressionen 2013 - Thementag Zwangs- und Armutsprostitution


 
Die Ausstellung zu Zwangs- und Armutsprostitution im Foyer des Kino Museums...
 
beeindruckt die BetrachterInnen sehr.

Sie können sich weiter informieren am TERRE DES FEMMES-Tisch, an dem auch die Tübinger Aktivistinnen von Zonta International für Gespräche zur Verfügung stehen. Zonta hatte die Gesprächsrunde zum Thementag mit ihrer finanziellen Unterstützung möglich gemacht.
 
Als ersten Film zum Thema präsentiert Lukas Roegler seinen Film „Ware Frau“ über nigerianische Zwangsprostituierte in Deutschland und führt ein angeregtes Publikumsgespräch.

Danach macht sich das Freie Radio Wüste Welle bereit für die Direktübertragung des Podiumsgesprächs zu Zwangs- und Armutsprostitution...
 
... in die mit dem Trailer „Stop the Traffik“ eingeführt wird,

der nicht nur für das Kinopublikum Überraschungen birgt.
 
Die Gesprächsrunde wird eröffnet von Filmfestleiterin Irene Jung...
  .. die darauf hinweist, dass eine Gesellschaft frei von Prostitution nicht nur eine ersehnte Utopie ist, sondern gelebte Realität an vielen Orten der Welt: bei matriarchalen Gesellschaften, über die am darauf folgenden Tag gleich drei Filme zu sehen sein werden. Bei der Vorstellung der überwiegend männlichen PodiumsteilnehmerInnen erwähnt sie, dass es beim Filmfest auch wichtig ist, Männer nicht nur als Täter, sondern auch als engagierte Kämpfer für Menschenrechte von Frauen sichtbar zu machen.
  Sabine Constabel, die seit zwei Jahrzehnten als Sozialarbeiterin beim Gesundheitsamt Stuttgart Prostituierten Unterstützung und im Café La Strada diesen Rückzugsmöglichkeit und Beratung bietet, gibt aus ihrer Praxis heraus schockierende und berührende Einblicke in die Situation von Prostituierten in Stuttgart. Die selbstbestimmt arbeitende Hure – falls es sie je gab – sei längst aus der Branche ausgestiegen um Platz zu machen für ungeschützte junge Frauen aus Rumänien und Ungarn, die ihren Familien in den Herkunftsländern das Überleben sichern sollen.
  Helmut Sporer, Kriminalkommissar aus Augsburg, Verfasser des „Augsburger Wegs“ und einer Stellungnahme im Europaparlament, sowie im Bundestag zum Entwurf eines Gesetzes zur Bekämpfung des Menschenhandels und zur Überwachung von Prostitutionsstätten, kann von seiten der Kriminalpolizei vieles von dem bestätigen, was Sabine Constabel als Sozialarbeiterin vor Ort beobachtet hat. „Prostituierte sind de facto vogelfrei, da nirgends gemeldet, und wenn eine von ihnen verschwindet, evtl. umgebracht wurde, kann das niemand überprüfen“. Das Gesetz von 2002 habe dagegen die Rechte der Bordellbesitzer gestärkt, und ihnen sogar Weisungsbefugnisse gegeben: sie können bestimmen, mit wie vielen Freiern eine Prostituierte in einer Nacht verkehren müsse und mit welchen Praktiken.
  Manfred Paulus, Kriminalhauptkommissar a.D, und Lehrbeauftragter der Hochschule für Polizei in Baden-Württemberg, der ehrenamtlich in Osteuropa Präventionsarbeit gegen Frauen- und Kinderhandel leistet im Kontakt mit SchulleiterInnen, Nichtregierungsorganisationen und der Polizei, erklärt eingehend, wie die Netzwerke des organisierten Verbrechens funktionieren, um Frauen aus armen südosteuropäischen Ländern nach Deutschland zu schleusen. Beide Kriminalkommissare sind sich einig, dass die Prostitution nicht vom kriminellen Milieu zu trennen ist. Nach der Gesprächsrunde wird Manfred Paulus beim Publikumsgespräch zum Film „Made in Ash“ zu Armutsprostitution in Osteuropa zur Verfügung stehen.
 
Campus TV filmt das Gespräch für ihre Beiträge, die im Internet abzurufen sind.

Das Publikum ist gebannt von den Ausführungen.
  Lukas Roegler, Dokumentarfilmredakteur des WDR, hat sich seit Jahren mit dem besonderen Schicksal der nigerianischen Zwangsprostituierten in Europa befasst und mit „Ware Frau“ schon seinen zweiten Film zum Thema gemacht. Er meint, dass man „das Prostitutionsproblem nicht von der Migrationspolitik entkoppeln kann.“

 



Das Gespräch wird eröffnet für das Publikum, aus dem viele Fragen aufgeworfen werden, zu denen die verschiedenen TeilnehmerInnen der Gesprächsrunde Stellung nehmen

 
  Herr Sporer und Frau Constabel werden zuletzt von Campus TV interviewt, so dass ihre aus einer intensiven Praxis gespeisten Erfahrungen und Standpunkte im Internet auch einem größeren Publikum zugänglich gemacht werden können.
 

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Fotos: Alexander Gonschior